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Vom CSR zum ESG: Wie der Nach­haltig­keits­be­richt die Un­ter­neh­mens­führung ver­ändert



Die Bedeutung einer nachhaltigen und ethischen Unter­nehmens­führung nimmt stetig zu. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) werden dabei zur Be­wer­tung von Unter­nehmen heran­ge­zogen. Sie um­fassen den ver­antwortungs­vollen Um­gang mit na­tür­li­chen Ressourcen, die Pflege sozialer Be­ziehungen sowie trans­parente und ethische Unter­nehmens­führung.

Seit 2022 gelten in der Schweiz strengere Richt­linien für grosse Unter­nehmen, um Umwelt­aus­wirkungen, Arbeit­nehmer­belange und Menschen­rechte offen­zulegen. Diese Mass­nahmen fördern nicht nur die Trans­parenz, sondern bieten auch wirt­schaft­liche Vor­teile und stärken die Wett­bewerbs­fähigkeit. Die Schweiz plant zudem, ihre Vor­schriften weiter zu ver­schärfen und an inter­nationale Standards an­zu­passen, um die Nach­haltig­keit auf globaler Ebene zu unter­stützen.

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Worum es geht

In einer zu­nehmend globalisierten und ver­netz­ten Welt ge­winnt die nach­haltige und ethische Un­ter­neh­mens­führung immer mehr an Be­deutung. Un­ter­neh­men werden nicht mehr nur an ihren finanziellen Er­folgen ge­messen, son­dern auch daran, wie sie mit den Heraus­forderungen des 21. Jahr­hunderts umgehen.

Hier kommen die ESG-Kriterien ins Spiel: Environmental, Social und Governance. Diese drei Di­mensionen bie­ten einen um­fass­en­den Rahmen, um die nach­haltige und ethische Praxis eines Unter­nehmens zu be­werten und sicher­zu­stellen, dass Un­ter­neh­men nicht nur wirt­schaft­lich er­folg­reich sind, sondern auch einen positiven Bei­trag zur Ge­sell­schaft und Umwelt leis­ten.

Environmental, Social und Governance (ESG)

ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unter­nehmens­führung. Das sind Kriterien zur Be­wertung der nach­haltigen und ethischen Praxis eines Unter­nehmens.

  • Der Be­reich Umwelt (Environmental) um­fasst alle Aspekte des Um­gangs eines Unter­nehmens mit natürlichen Ressourcen, Um­welt­aus­wirkungen und dem Klima­wandel. Beispiele hierfür sind Recycling-Management, Energie­effizienz und CO2-Emissionen.
  • Der Bereich Soziales (Social) be­schreibt die Be­ziehungen eines Unter­nehmens zu seinen Anspruchs­gruppen, wie Mit­arbeitende, Kunden, Lieferanten und die Gesell­schaft insgesamt. Bei­spiele hierfür sind Arbeits­be­ding­ungen, Chancen­gleich­heit, Diversität, Inklusion und soziales Engagement.
  • Der Bereich Unter­nehmens­führung (Governance) be­schäftigt sich mit der Art und Weise, wie ein Unter­nehmen geführt und kontrolliert wird. Zu den Mess­faktoren gehören Transparenz, ethische Standards, die Ver­gütung des Managements und die Ver­meidung von Korruption.

Corporate Social Responsibility (CSR)

Der Begriff CSR umfasst ebenfalls ein breites Spektrum von Themen, die bei der Unter­nehmens­führung zu berück­sichtigen sind. Dazu gehören die Arbeits­bedingungen (inkl. Gesundheits­schutz), Menschen­rechte, Umwelt, fairer Wett­bewerb, Verbraucher­interessen, Steuern, Transparenz, usw.

Das CSR-Modell der sog. Vier-Stufen-Pyramide nach A. Carroll teilt die gesell­schaftliche Verantwortung eines Unternehmens in vier Stufen auf: die ökonomische, die gesetzliche, die ethische und die philantropische Verantwortung. Während die untersten zwei Verantwortungs­ebenen gesellschaftlich gefordert sind (u.a. eine Complyance-Analyse), wird die dritte zumindest erwartet und die vierte zunehmend erwünscht.

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Warum das wichtig ist

Immer mehr Stakeholder fordern heute Transparenz und Nachhaltigkeit und suchen nach Informationen, die über die Finanzberichterstattung eines Unternehmens hinausreichen. Sie erwarten, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen, indem sie die ökologischen und sozialen Folgen ihres Geschäftsmodells erkennen und es den Anforderungen der nachhaltigen Entwicklung anpassen.

Eine soziale, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Un­ter­neh­mens­führung bietet einen direkten Nutzen für Unternehmen und leistet gleichzeitig einen positiven gesellschaftlichen Beitrag.

Wirtschaftlichkeit

Durch Einsparungen beim Energie- und Rohstoffverbrauch, dank produktiveren Mitarbeitenden, durch bessere Kreditbedingungen und durch erleichterten Zugang zu Premiummärkten erhalten Unternehmen einen direkten wirtschaftlichen Vorteil. Das Unternehmen wird auf dem Markt generell positiv positioniert und Reputationsrisiken werden vermindert.

Wettbewerbsfähigkeit

Kundinnen und Kunden be­rück­sichtigen immer mehr das Thema Nach­haltig­keit. Der Markt für Produkte und Dienst­leistungen mit besonderen sozialen oder öko­logischen Eigen­schaften wächst stetig. Somit unter­stützt eine nach­haltige Unter­nehmens­führung die Wettbewerbs­fähigkeit des Unter­nehmens.

Employer Branding

Auch Mitarbeitende schauen vermehrt darauf, für welche Werte ein Unternehmen steht. Das kann einem Unternehmen einen Vorteil bei der Suche nach Arbeitskräften verschaffen.

Gesellschaftlicher Nutzen

Natürliche Ressourcen, funktionierende Ökosysteme, gute Wasser- und Luftqualität – Eine nachhaltige Unternehmensführung hilft, diese Lebensgrundlagen zu erhalten oder sogar zu verbessern und gleichzeitig die Kosten für die Gesellschaft zu senken oder zu vermeiden.

Globale Verstärkung

Nehmen Schweizer Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr, kann dies durch globale Wertschöpfungsketten auch die Lebenssituation in Entwicklungsländern verbessern und gleichzeitig die globale Nachhaltigkeit unterstützen.

Christian Gurtner
«Im Zeitalter der Klimakrise gewinnt nachhaltige Mobilität zunehmend an Bedeutung. Unternehmen sind gefordert, ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.»
Niklaus Renner

«Eine nach­haltige Unter­nehmens­führung ist ein essenzieller Be­standteil für den lang­fristigen Er­folg und die Akzep­tanz eines Unter­nehmens in der Gesell­schaft.»

Zukunft

Wie es weitergehen kann

Bereits heute müssen grosse Schweizer Unternehmen bestimmte Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit einer Sorgfaltsprüfung unterziehen. Mit einem Nachhaltigkeitsbericht müssen sie über die Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales, Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Bekämpfung der Korruption sowie über die entsprechenden Massnahmen Bericht erstatten.

Strengere Regeln für die Schweiz

In den ver­gangenen Jahren hat sich das EU-Recht in Bezug auf die nach­haltige Unter­nehmens­führung weiter­ent­wickelt. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Zusammen­arbeit sind viele Schweizer Unter­nehmen von diesen neuen Regeln ebenfalls be­troffen. Der Bundes­rat hat Ende Juni 2024 die Vernehm­lassung für die ent­sprechenden Änderungen im Obligationen­recht (OR) er­öffnet und schlägt strengere Regeln für den Nach­haltig­keits­bericht­ vor.

Künftig sollen auch in der Schweiz (neben den Publikums­gesell­schaften) Unter­nehmen mit 250 Mit­arbeitenden, CHF 25 Mio. Bilanz­summe und CHF 50 Mio. Umsatz zur Bericht­er­stattung ver­pflichtet werden. Dies gilt aller­dings nur, wenn sie zwei von drei Schwellen während zwei auf­einander­folgenden Jahren er­reichen. Heute gilt diese Pflicht erst ab 500 Mit­arbeitenden (CHF 20 Mio. Bilanz­summe und CHF 40 Mio. Umsatz). Ausser­dem wird der Nachhaltigkeitsbericht neu durch ein externes Revisions­unter­nehmen oder eine Konformitäts­bewertungs­stelle überprüft.

Im Unter­schied zu den Unter­nehmen in der EU sollen die Unter­nehmen in der Schweiz jedoch die Wahl haben, sich für den Nach­haltig­keits­bericht­ entweder am EU-Standard oder an einem an­deren gleich­wertigen Standard zu orientieren. Der Bundes­rat wird diese Standards dereinst in der ent­sprechenden Ver­ordnung fest­legen. Die Ver­nehmlassung dauert bis zum 17. Oktober 2024. 1

Im Be­reich der Sorg­falts­pflich­ten hat die EU kürz­lich die ent­sprechende Richt­linie ver­ab­schiedet. Der Bundes­rat will nun die Aus­wirkungen für die Schweizer Un­ter­nehmen bis im Herbst 2024 durch eine ex­ter­ne Studie be­ur­tei­len lassen und im An­schluss die wei­teren Schritte fest­legen.


Fazit

Eine nach­haltige und ethische Unternehmens­führung ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht. Sie bringt auch wesentliche Vor­teile für Unter­nehmen und Gesell­schaft. Das Ein­halten von Kriterien zur nach­haltigen Unter­nehmens­führung und die Trans­parenz in der Bericht­erstattung fördern das Vertrauen der Stake­holder, ver­bessern die Wettbewerbs­fähigkeit und reduzieren Reputations­risiken. Gleichzeitig er­halten und ver­bessern sie die natürlichen Ressourcen und die Lebensqualität für uns alle.