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Urban Mining – Das ewige Leben des Betons



In der Schweiz fallen jährlich 75 Millionen Tonnen Bauschutt an. Gleichzeitig werden rund 26 Millionen Tonnen Sand und Kies für neue Häuser verbaut. Trotzdem werden Bauabfälle in der Schweiz immer noch zu einem grossen Teil deponiert anstatt wiederverwertet. Das heisst, wir verwenden Rohstoffe nur einmal und deponieren sie, wenn sie ausgedient haben.

Urban_Mining

© Max van den Oetelaar, via unsplash.com

Worum es geht

Der Abbau natürlich vorkommender mineralischer Rohstoffe, z.B. Sand, Kies oder Natursteine ist mit grossen Umweltschäden verbunden. Die natürlichen Rohstofflager nehmen ab und die (Abfall)Deponien zu. Urban Mining bezeichnet die Rückgewinnung von Baumineralien aus Infrastrukturbauten, Gebäuden und Gütern im urbanen Raum.

Urban Mining nutzt die Baustelle als Rohstoffmine und verwertet Bauabfälle, anstatt sie zu entsorgen. Urban Mining betrachtet somit menschgemachte Materiallager und Deponien als wertvolle Rohstoffquellen. Die deponierten Materialien werden zu Sekundärrohstoffen aufbereitet und wiederverwendet.

Herausforderung Sortenreinheit

Urbane Minen haben das Potenzial, eine grosse Menge an Rohstoffen bereitzustellen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, diese Rohstoffe in sichere, sortenreine und wirtschaftlich attraktive Baumaterialien umzuwandeln. Ein beträchtlicher Teil der Baumaterialien besteht aus Substanzen, die entweder gar nicht oder nur schwer wiederverwertet werden können.

Eine nachhaltige Bauweise verwendet somit Materialien, die leicht rückbaubar und wiederverwendbar sind. Das bedeutet, dass die Materialien sortenrein sind, also keine Mischungen enthalten. Andererseits müssen sie so verbunden sein, dass sie wieder leicht getrennt werden können.

Die Planung eines Hauses sollte daher auch den späteren Rückbau und die Wiederverwendung der Materialien berücksichtigen. Sortenreine Materialien sind nicht gemischt, eloxiert, laminiert, beschichtet oder anderweitig mit einem anderen Material verbunden. Sie können zu einem späteren Zeitpunkt mit wenig Aufwand wieder voneinander getrennt werden.

Vorausgesetzt, es wurde eine lösbare Verbindungstechnik angewendet. Denn kleben, mörteln oder verfugen sind Techniken, die Materialien verunreinigen und einen sortenreinen Rückbau verhindern.

Zirkulärer Beton

Was bei vielen Baustoffen schwierig umzusetzen ist, wird bei Beton bereits erfolgreich angewendet. Dank moderner Technologie kann Bauschutt zu einem Sekundärrohstoff für Recyclingbeton aufbereitet und wiederverwendet werden:

  1. Vor dem Rückbau eines Hauses werden sämtliche Schadstoffe aus dem Haus entfernt. Damit werden diese aus dem Baustoffkreislauf ausgeschlossen. Anschliessend wird das Haus rückgebaut.
  2. Der Bauschutt wird mit Hilfe von intelligenter Robotertechnik sortiert. Die so gewonnenen Sekundärrohstoffe ersetzen natürlich gewonnenen Sand und Kies im Beton.
  3. Der Beton aus Bauschutt hat die gleiche Qualität wie das Original und kann für alle Bauteile verwendet werden.
Recycling_Beton

Warum das wichtig ist

Die Herstellung von Beton braucht nicht nur sehr viel Energie. Dabei werden auch eine grosse Menge an Treibhausgasen freigesetzt. Gleichzeitig kann Beton teilweise die klimaschädlichen Gase wieder an sich binden. Das dauert jedoch Jahrzehnte. Deswegen wurde eine Technologie entwickelt, um den natürlich ablaufenden Prozess zu beschleunigen und in Recyclingbeton CO2 zu speichern.

Gesetzliche Grundlagen

In der Schweiz ist der Einsatz von Recyclingbaustoffen gesetzlich bereits stark verankert. Die Verordnung über die Vermeidung, Verwertung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) fordert, dass Bauschutt möglichst vollständig als Rohstoff wiederverwendet wird.

Die Bauprodukteverordnung weist darauf hin, dass bereits beim Entwurf des Baus darauf geachtet werden muss, dass eine möglichst vollständige Wiederverwertung gewährleistet ist. Zudem muss die Verwendung von umweltverträglichen Rohstoffen und Sekundärbaustoffen sichergestellt werden.

Christian Gurtner
«Im Zeitalter der Klimakrise gewinnt nachhaltige Mobilität zunehmend an Bedeutung. Unternehmen sind gefordert, ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.»
Christian Gurtner

«Die In­te­gra­tion von Urban Mining in die Stadt­planung und Bau­pro­zesse ist ent­scheidend, um die Um­welt­aus­wirk­ungen zu mini­mieren und eine zu­kunfts­fähige Bau­wirt­schaft zu ge­währ­leisten.»

Zukunft

Wie es weitergehen kann

Um das Potenzial von Urban Mining voll auszuschöpfen, muss ein grundlegendes Umdenken bei allen Beteiligten stattfinden. Deshalb ist die Sensibilisierung und Schulung von Bauherren, Architekten, Ingenieuren und der allgemeinen Öffentlichkeit über die Vorteile und Möglichkeiten von Urban Mining von grosser Bedeutung.

Staatliche Anreize und klare gesetzliche Vorgaben können den Einsatz von recycelten Baumaterialien zusätzlich fördern.

Zusammenarbeiten

Wenn Forschungseinrichtungen und Unternehmen eng zusammenarbeiten, können neue Technologien und Methoden zur effizienteren Rückgewinnung von Baumaterialien entwickelt werden.

Der Austausch von Wissen und Best Practices auf internationaler Ebene kann dazu beitragen, die Entwicklung von Urban Mining weltweit voranzutreiben. Internationale Kooperationen können dabei helfen, globale Standards und Verfahren zu etablieren.

Planen

Urban Mining sollte zudem ein integraler Bestandteil der Stadtplanung werden. Bei der Planung neuer Gebäude und Infrastrukturen sollte von Anfang an auf eine spätere Rückgewinnung der verwendeten Materialien geachtet werden.

Ein Netzwerk von Sammel- und Aufbereitungsstellen für Bauabfälle stellt sicher, dass Materialien effizient gesammelt, sortiert und wiederaufbereitet werden.

Durch diese Massnahmen kann Urban Mining zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Praxis werden, die nicht nur ökologische Vorteile bietet, sondern auch ökonomische Chancen eröffnet. So wird es möglich, die natürlichen Ressourcen zu schonen, den CO2-Ausstoss zu reduzieren und gleichzeitig neue Arbeitsplätze im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu schaffen.

Fazit

Beim Urban Mining werden Abfälle und Materiallager nicht mehr als Endprodukte angesehen. Vielmehr gelten sie als dauerhafter Teil der Wertschöpfungskette und erhalten dadurch einen neuen ökonomischen Wert. Zudem werden die negativen Auswirkungen der Rohstoffgewinnung gebremst, begrenzter Deponieplatz geschont und Entsorgungskosten nicht verwertbarer Stoffe gesenkt.